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Leserbrief zu Burger's Busch, Arnheim

NEUE WESTFÄLISCHE, Bielefeld: Artikel "Hollands tropischer Regenwald" vom 11.5.96; Leserbrief veröffentlicht

(leider können wir hier den Originalartikel nicht wiedergeben. Zur Anmerkung sei gesagt, daß wir Burger´s Zoo in Arnheim für einen der fortschrittlichsten und innovativsten Zoos halten; nicht zuletzt deshalb fahren wir regelmäßig dorthin. Der Darstellung in verschiedenen Medien, so in der NW, daß die Ökosystemhallen das endgültige Rezept für moderne Zootierhaltung seien (und der ganze Zoo in Arnheim so gestaltet sei), muß jedoch widersprochen werden!)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Die Zoo-AG verfolgt die Entwicklung des Burgers Zoo in Arnheim seit langem; erst vor wenigen Wochen waren wir dort. Deshalb möchten wir der überschwenglich begeisterten Berichterstattung in den Medien entgegentreten.

Etliche Fehler haben sich in ihren Artikel eingeschlichen; er hat allerdings wohl schon länger geschlummert, denn z.B. die Safaribahn gibt es längst nicht mehr: Jetzt wandert man auf einem hölzernen Steg entlang der Savanne und der Großkatzen. "Burgers Bush" ist keine Glashalle, sondern mit einem revolutionären Plastikfolien-Dach überspannt. Rollstuhlfahrer haben auf den Hauptwegen kein Problem - die beschriebenen "Abenteuer" gehören zu einem optionalen Erlebnispfad. Und von wegen "Ade Betonboden und Maschendraht" - der größteTeil des Zoos besteht noch immer aus maroden Uralt-Anlagen.

"Hier leben völlig frei..." heißt es im Text, und dann folgen genau die Arten, die auch hier in Gehegen gehalten werden müssen, da sie sonst die schöne Urwald- oder Wüsten-Illusion ganz schnell demoliert hätten: Wasserschweine, Erdferkel, Pekaris, Dickhornschafe und Luchse. Auf ein paar tausend Quadratmetern kann man keine Ökosystem aufbauen, allenfalls simulieren.

Die konfuse Sammlung von Pflanzen und Tieren aus Regenwäldern rund um den Globus vermittelt nicht nur ein verfälschtes Bild; diese Art der Tierhaltung ist vor allem Effekthascherrei für die Zoobesucher. Die sogenannten "freien" Tiere sind in den Hallen kaum noch zugänglich, etwa für Behandlungen von Krankheiten, Verluste werden einkalkuliert. Für die Tierhaltung in Zoos sind diese Hallen ein großes Experiment, aber kein Fortschritt. Übrigens kostet das Spektakel deutlich über 20 DM pro Kopf.

Etwas kritische Distanz kann nicht schaden. Die Vorstellung, Natur könne man mit genügend Technik erschaffen, bleibt auch hier reine Illusion. Eine äußerst beeindruckende und sehenswerte allerdings.

Mit freundlichem Gruß,


Erstellt 10.3.1997, zuletzt geändert am 7.12.1999 - Zoo-AG Homepage logoeule